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BW-Bank: Herbstveranstaltung zur IP Compliance in der digitalen Transformation der Geschäftsmodelle, wie kann die DIN77006 helfen?

Unter dem Stichwort „Digitale Geschäftsmodelle erfolgreich schützen! Im Spagat zwischen Imitation und Ausübungsfreiheit“ trafen sich in der Zentrale der BW-Bank zur traditionellen Herbstveranstaltung über 150 Unternehmen aus der Region. An der Podiumsdiskussion zu den Themen IP-Compliance und der neuen DIN77006 nahmen Herr Maximilian von Löbbecke, Geschäftsführer 365FarmNet Group, einem Tochterunternehmen des Agrartechnikunternehmens Claas und Herr Peter Bokelmann, Leiter des Zentralbereich Recht von Trumpf sowie Prof. Dr. Alexander Wurzer unter der Moderation von Matthias Zartmann, Leiter des Bereichs Unternehmenskunden der BW-Bank teil.

Nach der Begrüßung durch Norwin Graf Leutrum von Ertingen, Mitglied des Vorstands der Baden-Württembergischen Bank, die zur LBBW-Gruppe gehört, sprach Prof. Wurzer über den Schutz und die Ausübungsfreiheit für digitale Geschäftsmodelle als Praxisbericht. Die Veranstaltung fand am 6. November 2018 am kleinen Schlossplatz statt. Angekündigt wurde auch ein Fragenkatalog für die Unternehmen, um die Relevanz des Themas IP Compliance in der digitalen Transformation für sich zu beantworten.

Für die Mehrzahl der mittelständischen Industrieunternehmen ist die digitale Transformation keine Handlungsoption. Aufgrund von Lieferverhältnissen, Kundenanforderungen, Ausschreibungsbedingungen und ähnlichen Marktgegebenheiten ist es nur eine Frage nach dem Zeitpunkt und dem Umfang, wie die Digitalisierung in den Betrieben Einzug hält. Dabei bietet diese Transformation von Produkten, Herstellungsprozessen und Wertschöpfungsketten für Unternehmen die Chance, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich neu im Markt zu positionieren. Diese Ansätze sind in der Regel dann von wirtschaftlichem Erfolg gekrönt, wenn den Kunden durch die digitalen Leistungsanteile ein Mehrwert möglichst exklusiv angeboten werden kann. Doch digitale Leistungen können nicht nur besonders einfach verglichen werden, sie werden auch besonders rasch im globalen Wettbewerb imitiert. Daher ist es bei digitalen Leistungsversprochen besonders wichtig, sich konsequent um einen Schutz durch IP (Intellectual Property, geistiges Eigentum wie Patente, Designrechte, Marken etc.) zu kümmern.

Gleichzeitig erhöht die fortschreitende Digitalisierung aber auch das Risiko, mit den eigenen Geschäftsaktivitäten Schutzrechte fremder Dritter zu verletzen. Gerade bei digitalen Konzepten können solche Patentverletzungen zu besonders schwerwiegenden Folgen für die eigene Handlungsfreiheit führen und im schlimmsten Fall das weitere Agieren im Markt unmöglich machen. IP rückt damit immer stärker in den Fokus von Compliance und Qualitätsmanagementsystemen. Die digitale Transformation macht damit ein IP-Management, das den Geschäftsaktivitäten angemessen ist, immer wichtiger.

Mit der DIN77006 als Ausführungsnorm der DIN/ISO 9001 wird der Industrie ein Leitfaden zur Verfügung gestellt, der es ermöglicht die Qualität der eigenen IP-Arbeit an das betriebene Geschäftsmodell anzupassen. Damit soll die Konformität des Umgangs mit geistigem Eigentum sichergestellt werden, um auch in digitalen Umfeldern die eigenen Geschäftschancen zu sichern und die Ausübungsfreiheit zu erhalten.

 

Die Vortragenden und Diskutanten:

Maximilian von Löbbecke

Maximilian von Löbbecke verantwortet seit 2013 den Aufbau und die Geschäftsführung der 365FarmNet Group GmbH & Co KG. Nach dem Studium Maschinenbau und Medizintechnik stieg er mit einem MBA-Programm bei der FIAT Group ein. In den Konzernsparten FIAT Auto, Iveco und CNH übernahm er internationale Führungsaufgaben in den Bereichen Entwicklung, Produktion, Sales & Marketing. Fundierte internationale Erfahrungen sammelte er auch im Aufbau, der Leitung und dem Exit von Start-ups, unter anderem in Kalifornien. Er gilt als anerkannter Experte für das Spannungsfeld zwischen den Ökosystemen von klassischen Industrieunternehmen und agilen Start-ups.

Seit über zehn Jahren befasst er sich intensiv mit dem Thema Digitalisierung und ihrer Auswirkung auf unterschiedliche Wirtschaftsfelder. 2016 initiierte er die Kongressserie Farm & Food 4.0, die sich mit der Digitalisierung im Agrar- und Food-Bereich beschäftigt. Häufig ist er Referent auf Wirtschaftskongressen und in Executive MBA Schulen (ESMT, HSG, Yale).

365farmnet ist eine Tochter von Claas, einem der größten Landtechnikhersteller in Deutschland. Die Fallstudie zum IP-Design bei Claas finden Sie [CLAAS – Digital Revolution in Agriculture].

Peter Bokelmann

Peter Bokelmann hat Rechtswissenschaft an den Universitäten Freiburg und Bordeaux studiert und stieg 1990 nach einem Traineeprogramm in die Rechtsabteilung bei der Robert Bosch GmbH ein. Von 1994 bis 1998 war er für Bosch in den USA und dort für die rechtliche Betreuung der Vertragsbeziehungen von Bosch zu den amerikanischen Automobilherstellern verantwortlich. 2000 wechselte er als Juristischer Direktor Deutschland zum französischen Automobilzulieferer Valeo. Seit 2006 ist Herr Bokelmann als General Counsel bei TRUMPF. Als ständiges Mitglied der Geschäftsleitungssitzung von TRUMPF hat er die Verantwortung für die Bereiche Recht, Compliance, M&A, Revision und Family Office.

Die TRUMPF Gruppe ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Ditzingen und wurde 1923 als mechanische Werkstätte gegründet. Heute ist TRUMPF ein Hochtechnologieunternehmen und gilt als Technologie- und Marktführer in den Bereichen Werkzeugmaschinen für die flexible Blechbearbeitung sowie industriell genutzte Laser. Im Geschäftsjahr 2017/18 erzielte das Unternehmen mit rund 13.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,6 Mrd. Euro. Mit über 70 Tochtergesellschaften weltweit ist TRUMPF in allen wichtigen Märkten präsent. Die digitale Transformation ist besonderer Schwerpunkt der Strategie von TRUMPF.

Prof. Dr. Alexander J. Wurzer

Prof. Dr. Alexander J. Wurzer ist geschäftsführender Gesellschafter der Wurzer & Kollegen GmbH, ein Beratungsunternehmen für strategisches IP-Management. Er ist Leiter des Steinbeis-Transfer-Instituts für Intellectual Property Management an der Steinbeis-Hochschule Berlin sowie Professeur Associé am Centre d’Etudes Internationales de la Propriété Intellectuelle (CEIPI) der Universität Strasbourg und leitet dort den Master-Studiengang für Intellectual Property Law and Management (MIPLM). Prof. Dr. Wurzer berät Industrieunternehmen bei der IP-Strategieentwicklung und deren Umsetzung im betrieblichen IP-Management und ist international anerkannter Gutachter für IP-Bewertung, insbesondere bei FRAND-Themen und Lizenztransaktionen.

Weiterhin ist Prof. Dr. Wurzer Obmann des DIN-Ausschusses DIN77006 für die Qualität im IP-Management und DIN77100 für Patentbewertung. Er ist Vorstand des Deutschen Instituts für Erfindungswesen e.V. (D.I.E.) und Sprecher des Dieselkuratoriums zur Verleihung der Dieselmedaille, Deutschlands ältestem Innovationspreis. Er ist Jurymitglied für den German Innovation Award des Rats für Formgebung.

Er studierte Physik, Mikro- und Molekularbiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und promovierte zum Dr. rer. nat. an der Fakultät Physik. Seit Mitte der 90er-Jahre ist er selbständig im IP-Management für internationale Institutionen und Unternehmen tätig.