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Drei Gründe warum Startups sich mit IP beschäftigen sollten

An alle Startup-Gründer da draußen: Habt Ihr schon über die Möglichkeiten nachgedacht, Eure Produkte und Dienstleistungen, Eure Apps, Geschäftsmodelle und Plattformen durch Patente oder andere Formen von IP (Intellectual Property = Geistiges Eigentums) zu schützen?

Oder andere Frage: Was tut Ihr, um Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass Ihr sie auch exklusiv anbieten könnt und sie frei von Rechten Dritter sind?

Der wesentliche Nutzen von IP liegt in der Möglichkeit, die Angebotsobjekte schon beginnend in der Konzeptphase so zu gestalten dass sie patentfähig sind. Aber selbstverständlich muss man neben dem Nutzen von IP auch die Risiken zu bedenken. So ist es wichtig zu klären, ob ihr Patente/Schutzrechte Dritter verletzt und eine „Freedom-to-Operate (FTO)“ besitzt – da hilft in der Regel nur intensive Recherche und die Unterstützung durch ein Netzwerk.

Nachfolgend möchte ich aber primär auf die Chancen eingehen, die im  Aufbau eines eigenen IP-Potentials stecken.

Aus meiner Erfahrung gibt es 3 wichtige Gründe sich als Startup mit dem Thema zu beschäftigen:

Grund Nr. 1: „Patente sind ein Energiespeicher und erhöhen die Attraktivität des Startups für Kunden & Investoren“

Meiner Erfahrung nach mögen die meisten Investoren Startups mit Patenten. Für einen Investor zeigt ein Startup, welches ein Patent hat (angemeldet oder sogar erteilt – das ist erst einmal unwichtig), dass es über geistiges Eigentum (IP) verfügt, das schützenswert ist. Eine eingereichte Patentanmeldung (im besten Fall ein erteiltes Patent) signalisiert das Eigentum des Startups an IP. Aus Investorensicht senkt ein werthaltiges Patent – als immaterielles, aber übertragbares und kommerzialisierbares Gut unabhängig vom Gründerteam – mit seiner Anmeldung das Investitionsrisiko und ist  eine zusätzliche Sicherheit, ein zusätzliches Asset für Investoren.

Ein Patent hat damit eine starke Signalfunktion gegenüber Investoren und potentiellen Kunden Ein Patent unterstreicht in der Regel den innovativen Charakter einer technologischen Entwicklung. Sobald es erteilt wurde, können sich die Entwickler aufgrund des neuartigen Charakters, der ihren patentierten Erfindungen von den staatlichen Patentämtern bescheinigt wurde, als Erfinder betrachten. Viel wichtiger ist aber, dass die Technologie, die ein Gründer bzw. Startup für sich beansprucht, ein kommerzialisierbares IP-Asset besitzt, welches im Idealfall die Ausführung des ganzen Geschäftsmodells schützt.

Grund Nr. 2: „Patente können als Schutzschild gegen die Konkurrenz und als Verhandlungsmasse für die Geschäftsentwicklung dienen“

Für die Gründer, die ich beraten habe, waren Patente zunächst nützlich, um ihre Startups gegen Patentverletzungsansprüche Dritter zu schützen. In der Regel wurden Patente nach einer Internetrecherche über konkurrierende Technologien und Produkte, sowie einer intensiven Recherche in der Patentliteratur, angemeldet, um das Eigentum an einem Produkt/einer Technologie zu beanspruchen (wie oben beschrieben). Darüber hinaus wurde durch eine intensive Analyse des Standes der Technik ein umfassendes Verständnis über den Grad der Handlungsfreiheit für die Startup-Gründer gewonnen. Mit eigenen Patenten in der Hand haben Gründer immer eine bessere Verhandlungsposition gegenüber potentiellen Partnern und Wettbewerbern. Im Falle von Patentverletzungsklagen, haben die Gründer des Startups, dass selbst relevante Patente besitzt, die Möglichkeit zur Gegenklage oder zur Kreuzlizenzierung.

Grund Nr. 3: „Patente ermöglichen es, durch (Unter-) Lizenzierung zusätzliche Einnahmen zu generieren und durch intelligenten Aufbau von Partnerschaften die Kommerzialisierungsgeschwindigkeit der Technologie zu erhöhen“

Sobald ein Startup eine patentierte Technologie hat, kann es diese (sub-)lizenzieren und zusätzliche Einnahmen generieren. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Startups in vielen Fällen sehr froh sind, auf diese Weise zusätzliches Geld zu erhalten, besonders in der harten Anfangsphase. Auch bei Startup-Technologien, die ein breites Anwendungspotenzial haben, sind die Startup-Gründer in vielen Fällen nicht daran interessiert oder in der Lage (aufgrund von personellen/finanziellen Engpässen), alle relevanten Branchen/Länder überhaupt anzusprechen. Hier erschließt ein Patentlizenzvertrag, z.B. eine exklusive branchenspezifische Lizenz für bestimmte Länder für 5 Jahre, mit einem anderen Unternehmen dem Startup zusätzliche Gestaltungsräume und Kommerzialisierungspotentiale. Der Lizenznehmer kann dann die Kommerzialisierung der Technologie mit eigenen Ressourcen in den Nicht-Kernmärkten des Startups vorantreiben, das Startup erhält laufende Lizenzeinnahmen, neue Markteinblicke und seine Technologie gewinnt viel schneller Markttraktion und neue Nutzergruppen. Diese Lizenzeinnahmen können dann wieder in die eigene F&E- und Geschäftsaktivitäten des Startups investiert werden.

Gründer und Startups können durch ein besseres Verständnis von IP bzw. den Aufbau von Patentwissen die Erfolgschancen Ihrer Investments erhöhen, Geschäftsmodellpotentiale identifizieren und entwickeln und IP aktiv zur Marktpositionierung nutzen.

Bei vielen großen Firmen waren Patente die Ausgangsbasis für Unternehmenserfolge. Meine Devise ist daher: Nutzen Sie die Chancen, die IP Ihnen auch als Marketing- und Führungsinstrument bietet. Das gilt umso mehr für die Digitalisierung und die Entwicklung digitaler Innovationen. Denn im globalen Wettbewerb gibt es in diesem Bereich leider keine zweite Chance.

Daher meine Botschaft: Seit Euch eurer vorhandenen und zukünftig gewollten IP-Position und Patentstrategie bewusst, geht hinaus und hinterlasst Eure Delle im Universum (der Startups & Innovation), wie Steve Jobs sagen würde!

Mit freundlichen Grüßen und bleibt gesund und ideenreich!

 Deniz Bayramoglu


Zum Autor

Deniz Bayramoglu ist Head of Intellectual Property and Innovation Management an der Technischen Universität Darmstadt. Als Manager und Problem-Löser im Bereich Management und Technologietransfer, hat er einen hohen Erfahrungsschatz in den Bereichen Patentstrategie, Erfindungsbewertung, Technologievermarktung & Lizenzierung, Verhandlungen und Innovationsmanagement.
Innovationen begleiten Herrn Bayramoglu nicht nur in seiner beruflichen Laufbahn, wo er
unter anderem Projektkoordinator des internen Innovationsförderprogramms „Pioneer Fund“ ist. Auch während seines Studiums an der Rotterdam School of Management, wo er sein Master in Business Administration und Management gemacht hat, ist er seinem starken Interesse an Innovationen
 nachgegangen. Durch seine Erfahrungen hat er Professoren, Forschern und Unternehmern im Hinblick auf Erfindungen und Patentierungsstrategien neuer und innovativer Technologien beraten.

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