Digitale Informationen spielen in der Lackindustrie zunehmend eine wichtige Rolle, sei es bei der Bestimmung des Farbtons, der Schichtdicke, der Inhaltsstoffe oder der Kundenzufriedenheit. Welchen Beitrag eine gezielte IP Strategie hier leisten kann und wie dadurch zukünftige Geschäftsmodelle entwickelt und neue Märkte erschlossen werden können war die zentrale Fragestellung auf der Herbstsitzung der Bezirksgruppe Bayern des Verbandes der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) in München.
Die Lack- und Druckfarbenindustrie sieht sich mit einer Reihe legislativer Herausforderungen konfrontiert. Der Einstufungsprozess bei Titanoxid und die Einführung der Meldepflicht an Giftmeldezentren sind zwei Themen die derzeit die Diskussionen dominieren. Das kostet Zeit, bindet Ressourcen und erschwert auch die Auseinandersetzung mit einer weiteren Herausforderung, die gerade die im Verband zusammengeschlossenen mehr als 200 meist mittelständischen Unternehmen bewältigen müssen: Die Digitalisierung der Branche.
Der VdL bietet seinen Mitgliedsunternehmen dazu eine Reihe von Hilfestellungen, u.a. auch zur Standardisierung von Softwareplattformen und der digitale Erstellung von Sicherheitsdatenblätter. Darüber hinaus wurde ein Digitalisierungsprojekt über alle Bereiche hinweg gestartet und es werden regelmässige Veranstaltungen und Workshops durchgeführt um die Mitglieder zu unterstützen.
Im Rahmen der Veranstaltung der Bezirksgruppe Bayern mit Geschäftsführern und Managern der regionalen Unternehmen wurde der Rolle von IP in der Digitalisierung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Neben einer Einführung in „IP-Schutzstrategien“ durch Frau Dr. Edith Kinder, European Patent Attorney und IP Manager Life Science der Bayerischen Patentallianz und einer kurzen Darstellung der Grundlagen des Geschäftsgeheimnisgesetzes durch den Stefan Mößner, dem Geschäftsführer des Vereins der Bayerischen Chemischen Industrie e.V., befasste sich die Präsentation von Herrn Wolfgang Berres, Partner bei Wurzer & Kollegen GmbH, unter dem Titel „IP-Design – Wie schütze ich (m)einen Markt“ mit der Frage, wie ein modernes IP-Management die Digitalisierung im Unternehmen unterstützen kann und die Norm DIN 77006 zur Anforderungen an die Qualität eines IP-Managementsystems mittelständischen Unternehmen bei der Umsetzung dieser Anforderungen hilft.
An Hand zahlreicher Beispiele aus anderen Branchen, aber auch mit Bezug auf digitale APPs die die Farbenindustrie zur Unterstützung an der Schnittstelle zum Kunden bereits heute entwickelt hat, von der Erfassung und Berechnung von RAL-Farbwerten (Fa. Finke) bis zur Messung der Abbrenndauer von Kerzen (Fa. Kaiser Lacke), wurde intensiv über Chancen und Risiken neuer digitaler Applikationen und Geschäftsmodelle und deren Schutz durch IP diskutiert.