In der dynamischen Welt der DeepTech-Startups ist der richtige Umgang mit geistigem Eigentum von entscheidender Bedeutung. Schon bei der Präsentation vor einer Jury zur Bewilligung von Fördergeldern sind hier klare Aussagen gefordert. Ein durchdachtes IP-Management kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.
Die Bedeutung von IP für DeepTech-Startups
Vielleicht liegt es an der vorsichtigen und eher risikoaversen Unternehmenskultur in Deutschland oder an den mit der Anmeldung und Aufrechterhaltung von Patente verbundenen Kosten – Fakt ist, deutsche Start-Ups sind zu wenig aggressiv, wenn es um die Sicherung von IP-Rechten geht. Gerechterweise muss man aber auch erwähnen, dass deutsche Investoren die Bedeutung eines starken IP-Portfolios weniger wertschätzen, als beispielsweise ihre amerikanischen Kollegen.
Gerade für DeepTech-Startups ist ein frühzeitiges Investment in IP-Rechte aber zwingend, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken, den Unternehmenswert zu steigern und die Attraktivität auch für internationale Investoren zu erhöhen
DeepTech-Startups unterscheiden sich von herkömmlichen Startups durch längere Entwicklungszeiten und komplexere Anforderungen. Ihre Innovationen basieren oft auf bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen oder technologischen Durchbrüchen. Beispiele für DeepTech-Innovationen sind Entwicklungen in Bereichen wie künstliche Intelligenz (KI), Biotechnologie, Halbleiter oder Robotik. Solche Technologien zeichnen sich durch einen hohen Innovationsgrad aus und sind schwer zu reproduzieren.
Der Schutz von geistigem Eigentum ist für DeepTech-Startups entscheidend, da ihre Innovationen das Herzstück ihres Geschäftsmodells bilden.
Ein robustes IP-Portfolio dient mehreren strategischen Zwecken:
- Wettbewerbsvorteil sichern: Ein effektiver IP-Schutz verhindert, dass Konkurrenten die Technologie nachahmen können. Dies ist besonders wichtig in einem Umfeld, in dem Nachahmung einfacher ist als die ursprüngliche Entwicklung.
- Technologieführerschaft dokumentieren: Patente und andere Schutzrechte signalisieren den technologischen Vorsprung eines Start-ups und stärken dessen Position auf dem Markt.
- Attraktivität für Investoren erhöhen: (Viele) Investoren legen großen Wert auf ein starkes IP-Portfolio, da es Sicherheit bietet und den Unternehmenswert steigert. Ein robustes IP-Management kann entscheidend sein, um Kapital für die weitere Entwicklung zu sichern.
- Rechtliche Absicherung: Mit einem klaren IP-Schutz können Start-ups rechtlich gegen Verstöße vorgehen und ihre Rechte durchsetzen (Hier hilft gegebenenfalls auch eine entsprechende Risikovorsorge).
- Markenbildung unterstützen: Der Schutz von Marken und Designs hilft nicht nur bei der Differenzierung von Wettbewerbern, sondern stärkt auch die Kundenbindung und den Wiedererkennungswert.
Einer solche IP-Strategie sollte auch bei einem Pitch für die Erlangung von Fördergelder ein entsprechender Stellenwert eingeräumt und somit Teil der Story werden, d.h. neben einer klaren Definition von Problem und Lösung und der Darstellung von Innovationsgrad und Marktpotenzial geht es darum:
- Die IP-Strategie darzustellen: Wie soll die Innovation und das Geschäftsmodell langfristig geschützt und gegebenenfalls der IP-Schutz kommerziell genutzt werden.
- Den IP-Schutz nachzuweisen: Welche konkrete Schritte zum Schutz des geistigen Eigentums wurden unternommen, welche Prozesse wurden implementiert, um die möglichen Risiken zu senken.
Das die Innovation mindestens Technology Readiness Level (TRL) 5 (Validierung der Technologie in relevanter Umgebung) bzw. 6 (Demonstration in relevanter Einsatzumgebung) erreicht hat, ist eine Voraussetzung für viele Förderprogramme, aber nicht zwingend für die Gestaltung eines für das Geschäftsmodell sinnvollen IP-Schutzes. Hier hilft der IP-Design-Ansatz die strategisch richtige Entscheidung zu treffen.
Vorteile der DIN 77006 für Start-Ups
Mit der Einführung der DIN 77006 wurde den Unternehmen ein standardisierter Rahmen für die Entwicklung eines robusten IP-Managements zur Verfügung gestellt. Die Nutzung dieses Standards bringt folgende Vorteile:
- Systematisches Management: Implementierung eines Plan-Do-Check-Act-Zyklus für kontinuierliche Verbesserung des IP-Managements auch zur Steuerung der externen Ressourcen (Patentanwälte, etc.).
- Qualitätssicherung und Risikomanagement: Definition messbarer Ziele und Entwicklung von Strategien zur Risikominimierung als wichtiger Teil der Zielvereinbarung mit potentiellen Geldgebern.
- Integration in bestehende Systeme: Kosteneffiziente Implementierung des IP-Managements (intern und extern) und Verknüpfung mit anderen Managementsystemen im Unternehmen.
Wenn Start-Ups diese Aspekte berücksichtigen, können sie ihre Innovationen besser schützen, Investoren überzeugen und sich einen Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend komplexen und globalisierten Markt verschaffen.
Insbesondere für Start-Ups im Bereich DeepTech ist ein strategisches IP-Management nicht nur ein rechtliches Erfordernis, sondern ein entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg. Bei der Vorbereitung eines Pitches für Fördergelder sollte die IP-Strategie klar kommuniziert werden. Die Berücksichtigung der DIN 77006 kann dabei helfen, ein umfassendes und effektives IP-Management-System aufzubauen, das die Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung und langfristigen Erfolg erhöht.