Im Februar 2020 wurden mit der DIN 77006 zum ersten Mal Anforderungen an einen freiwilligen Standard zur Gestaltung eines Intellectual Property (IP) Managementsystems im Unternehmen festlegt. Insbesondere für die Unterstützung der KMU’s durch die Deutschen Patentinformationszentren bietet diese Norm wichtige Leitlinien für den Umgang mit IP in digitalen Transformationsprozessen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Patentinformationszentren e.V. sind anerkannte Kooperationspartner des Deutschen Patent- und Markenamtes und als Netzwerk (PIZnet) an über 20 Standorten in Deutschland vertreten. Ihre Hauptaufgabe ist die Unterstützung von Wirtschaft und Wissenschaft beim Schutz ihrer Ideen, der Nutzung der Patentinformation für eigene Ideen und der Vermeidung von Verletzungen Rechter Dritter.
Bereits im Dezember letzten Jahres wurde die DIN 77006 erstmalig in diesem Kreis durch Johann Hirsch vom PIZ Kassel anlässlich einer PIZnet Konferenz in den Räumlichkeiten des DPMA in Berlin vorgestellt. Kassel war das erste PIZ in Deutschland, das Unternehmen schon vor der eigentlichen Veröffentlichung der Norm durch ein eigenes Beratungsangebot rund um die DIN 77006 unterstützt. Weitere PIZe wie z.B. Kaiserslautern, Dresden, Stuttgart, Hannover oder Kiel haben aber ebenfalls schon Interesse bekundet.
Durch den öffentlichen Auftrag der PIZe sind wir eine neutral agierende kompetente erste Adresse im Thema IP und dazu gehört auch die durch die Norm geforderte Qualität im IP Management für KMUs in geeigneter Form zu ermöglichen.
J. Hirsch
Ein zentraler Punkt, der für kleinere Unternehmen immer wieder eine Herausforderung darstellt und durch die Norm besonders adressiert wird, ist der Umgang mit den IP-Risiken. Oftmals sind die Unternehmen gar nicht finanziell in der Lage alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Verletzung von fremden Patenten vollkommen auszuschließen. So lauern erhebliche Gefahren und Haftungsrisiken in den grossen Patentportfolien Dritter, die sich z.B. durch den Einsatz von Mobilfunktechnologien (s.a. Patentverletzungsklagen von Broadcom) ergeben. Damit wird die Sicherstellung der IP-Compliance durch ein entsprechendes Risikomanagement zur Überlebensfrage für viele Unternehmen. Insbesondere Startups und Neugründungen sollten die Anforderungen der Norm umsetzen, um wettbewerbsfähig zu sein.
Über das geförderte EU Programm IP4SME können dafür registrierte Unternehmen mit gelisteten IP Experten kommunizieren und so ihr Geschäftsmodell mit IP Anforderungen abgleichen. Das PIZ Kassel ist, wie viele andere PIZe als Experte gelistet.
Als ehemaliger Unternehmensgründer ist es für mich erfreulich zu sehen, daß PIZe und der Kooperationspartner DPMA diesen agilen Weg des „Perspektivenwandel“ gemeinsam beschreiten und auf die KMUs zugehen.
J. Hirsch
Herr Johann Hirsch ist neben seiner Funktion als Geschäftsführer der GINo mbH in Kassel auch Leiter des Referats III der Qualitätsinitiative für das Management von Intellectual Property (QIMIP), einer Abteilung des gemeinnützigen Deutschen Instituts für Erfindungswesen (D.I.E.). Hier ist er verantwortlich für den Aufbau einer Serviceplattform zur Vermittlung erfahrener Experten und Überwachung der Qualität und Zufriedenheit der Unternehmen in der Implementierung normenkonformer Prozesse.